Dass Tagesmütter unbezahlbare Engel sind, ist mir in den vergangenen fünfeinhalb Jahren erst so richtig bewusst geworden. Welche Erfahrungen ich mit unserer Tagesmutter gesammelt habe und warum die Entscheidung für unsere Tagesmutter Ulla die Beste meines Lebens war, erfahrt ihr in meinem heutigen Blogbeitrag.
Wat(t) Neues! im Überblick
Erfahrungen, die nur das Leben schreibt
Wie schnell die Zeit rennt, ist mir erst mit der Geburt unseres ersten Sohnes klar geworden. Kaum hatte ich unseren Bauchzwerg zum ersten Mal auf dem Arm, stand er schon wenige Monate später auf seinen eigenen Beinen, um auf seine erste kleine Entdeckungsreise zu gehen. Es war sehr spannend mit anzusehen, wie er Schritt für Schritt auf die Beine kam und wie sich peu á peu aus dem ersten Vierfüßlerstand erste Krabbelversuche entwickelten und schließlich der erste freie Schritt glückte. Ich kann mich nur zu gut daran erinnern, wie er täglich damit kämpfte, Arme und Beine so zu koordinieren, dass er die Balance hielt und wie wütend er war, wenn ihm die ersten Versuche missglückten. Dafür war er umso stolzer, wenn es ihm dann doch gelang ein Bein vors andere zu setzen und wie er bis über beide Ohren strahlte als er zum ersten Mal vorwärts kam. Hierfür hatte er sehr schnell seine eigene Idee entwickelt und sich eine weiße Ikea Pappkiste zur Hilfe genommen. Mit dieser spazierte er einige Wochen durch unser Haus und nahm sie auch mit, wenn er seine Tante oder Uroma im Seniorenwohnheim Frerichs besuchte.
Immer auf dem Sprung
Doch anstatt jede Sekunde dieser spannenden Zeit zu genießen, meine täglichen To Dos zurück zu stellen und einfach mal Fünfe gerade sein zu lassen, suchte ich noch während meiner Schwangerschaft nach einer passenden Betreuung für unseren Bauchzwerg. Ich hatte gerade erst meine Bachelorarbeit abgeschlossen und befand mich mitten in der Probezeit als 30-Stunden-Kraft in der Artikelpfelge meines ersten Arbeitsgebers. Daher suchte ich nach einer Möglichkeit, am Ball bleiben zu können und bloß nichts zu verpassen. Dass es absolut seinen Sinn hat, dass nur sehr wenige bis gar keine Krippen Kinder bereits unter einem Jahr aufnehmen, kann ich tatsächlich erst im Nachhinein nachvollziehen.
Ich will ehrlich zu euch sein: Ich ging mit dieser Entscheidung sehr naiv um! Anstatt mich auf meinen Bauchzwerg zu konzentrieren und mich intensiv mit dem Gedanken vertraut zu machen, bald Mama zu sein, kreisten meine Gedanken nur noch darum, wie ich gleich nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen könnte. Ich stand quasi zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite freute ich mich tierisch über meine fühlbar fortschreitende Schwangerschaft, auf der anderen Seite wollte ich nicht umsonst zweimal studiert haben. Ich hatte mich gerade erst durch die Baustelle Haus gekämpft, meine zweite Bachelorarbeit hinter mir und parallel dazu 40 Stunden pro Woche als Praktikantin im Büro eines im Deutschland namhaften Outdoor Händlers am Schreibtisch gesessen. Zeitgleich hatte ich mich um den Umzug meiner Oma ins Pflegeheim gekümmert und ihre nur wenige Monate zuvor frisch rennovierte Wohnung im betreuten Wohnen in Sande geräumt.
Ich wollte ALLES und immer nur volle Fahrt voraus!
Ich brannte so sehr für meine Arbeit, dass ich bis zu meiner plötzlichen Entlassung im September 2018 mein gesamtes Leben um meine 20-Stunden-Stelle als Marketingassistentin herum baute. Bereits während des vorangegangenen Praktikums hatte ich mich vom ersten Tag an zu 100% mit dem Outdoor Händler identifieziert. Ich fand es spannend, immer weiter in die Geschichte dieses Unternehmens einzutauchen und mich durch das breite Sortiment zu stöbern. Entdeckte ich etwas Neues, nutzte ich den direkten Kontakt zu meinen Kollegen und Kolleginnen, um mehr darüber zu erfahren. Warum? Weil ich meine Erfahrungen einmal pro Woche auf dem Blog des Outdoor Händlers teilte. Ich war so begeistert von der strengen Vorauswahl der Einkäufer, dass ich meine eigenen Erfahrungen mit ihrem Expertenwissen verband. Auf diese Weise veröffentlichte ich etwa 300 Blogbeiträge zwischen Mai 2012 und September 2018. Nebenher erhielt ich zahlreiche, tolle Gestaltungsaufträge – angefangen bei Entwürfen für Visitenkarten, Flyer, Plakate und Anzeigen bis hin zu ersten Entwürfen für einen Relaunch des Onlineshops, die Fensterfronten einer neuen Filiale oder auch blinkende Affilliate-Banner. Darüber hinaus fiel aus die Koordination von diversen Kooperationen sowie die Organisation, Gestaltung und Umsetzung von diversen Gewinnspielen in meinen Aufgabenbereich.
Da mich gerade die Vielseitigkeit meiner 20-Stunden-Stelle begeisterte, wollte ich um jeden Preis Teil des festen Teams werden. Daher entschied ich mich ganz bewusst für den Spagat zwischen Beruf und Famile. Dank unserer Tagesmutter gelang es mir tatsächlich am Ball zu bleiben und mich voll und ganz in meine Ideenflut zu stürzen.
Mein Mann war auf See während ich ihm telefonisch von meiner Schwangerschaft erzählte. Anstatt ihm davon zu berichten, wie toll es sich anfühlt plötzlich schwanger zu sein, erzählte ich ihm, wie viel mir meine Arbeit bedeutete und dass ich diese auf keinen Fall verlieren wolle. Er war gerade erst eingestiegen und wusste, wie sehr ich mir eine Festanstellung bei dem Outdoor Händler wünschte. Daher schlug er mir vor, dass er seinen Einsatz auf dem Containerschiff um zwei Monate verlängern und anschließend die Elternzeit einreichen werde. So würde er a) auf jeden Fall bei der Geburt dabei sein und b) könnte ich gleich nach dem Mutterschutz wieder weiterarbeiten.
Gesagt getan!
Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt als dritter Ingenieur für eine deutsche Reederei tätig. Die Reederei war einverstanden und verlängerte seine Fahrtzeit von zuvor geplanten vier auf knappe sieben Monate. Während er also weiltweit unterwegs war, wuchs unser Bauchzwerg prächtig in meinem Bauch voran. Als mein Mann nach Hause kam war mein Bauch schon so groß, dass ich diesen Kaum hinter das Steuer unseres damaligen Skoda Fabia bekam.
Ich war so froh, dass mein Mann von da an endlich wieder an meiner Seite war. So konnten wir immerhin die letzten paar Wochen meiner Schwangerschaft miteinander erleben und genießen.
Auf der Suche nach der passenden Kinderbetreuung
Außerdem konnten wir uns nun endlich in die gemeinsame Suche nach der passenden Betreuung für unseren Bauchzwerg stürtzen. Ich hatte bereits Kontakt zu diversen Einrichtungen in Wilhelmshaven, Sillenstede und Schortens aufgenommen. Mein Mann hatte seine Reederei bereits über seine geplante, halbjährige Elternzeit informiert. Allerdings stellten sich unsere bisherigen Planungen sehr schnell als große Herausforderung heraus. Die von uns angefahrenden KITAS und Krippen waren sich alle einig: „Keine Aufnahme vor dem ersten Lebensjahr!“
Der erste Kontakt mit unserer Tagesmutter
Nur durch Zufall erfuhr ich über die persönliche Empfehlung der Schwester meiner Freundin, dass eine Tagesmutter eine tolle Alternative zur Krippe oder KITA sei. Sie war begeistert von ihr und nannte mir ihren Namen. Obwohl ich dieser Idee zunächst sehr skeptisch gegenüberstand, ging ich ihrer Empfehlung nach und kontaktierte unsere Tagesmutter gleich am darauf folgenden Morgen.
Normalerweise erfolgt die Vermittlung von Tagesmüttern über das Familien- und Kinderservicebüro in Wilhelmshaven. Dank der persönlichen Empfehlung konnte ich jedoch direkten Kontakt zu Ulla aufnehmen.
Wir hatten Glück! Unfassbares Glück, wie sich im Nachhinein herausstellte! Sie hatte noch exakt einen Platz frei und reservierte uns diesen. Unser Timing hätte tatsächlich nicht besser sein können!
Das erste Treffen mit unserer Tagesmutter
So trafen wir uns nur wenige Monate nach der Geburt unseres Großen bei ihr zu Hause. Sie stellte sich vor und gab uns einen Einblick in ihren Lebenslauf. Sie erzählte uns von ihrer bisherigen Erafhrung als Tagesmutter und nahm unseren Zwerg sehr behutsam in ihre Arme. Sowohl mein Mann als auch ich hatten gleich auf Anhieb ein sehr gutes Gefühl mit unserer Entscheidung für Ulla.
Vom Kreißsaal in den Mutterschutz und zurück zum Schreibtisch
Mit der Geburt unseres Großenentdeckte ich nicht nur eine neue Seite an mir, sondern noch dazu eine mir bis dahin vollkommen neue, spannende Welt! Nur wenige Minuten nach der Geburt, konnte ich meine Augen kaum von dem Gitterbettchen unseres Sohnes lassen. Ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich hinein blickte und dachte: „Ist das wahr? Bin ICH jetzt tatsächlich Mama? Ist das wirklich MEINS?“ Obwohl unser Großer von Geburt an seeeeeehr gerne und seeeehr viel schläft, bekam ich teilweise kein Auge zu. Zu sehr war ich von dem Wunder der Geburt fasziniert! Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich nun plötzlich Mama war!
Der Moment, in dem ich begriff, dass dies kein Traum war, war einfach unbeschreiblich! Ich genoss von nun an jeden gemeinsamen Moment mit unserem Zwerg. Ich beobachte ihn beim Schlafen und war einfach nur fasziniert davon, wie er plötzlich Milch aus meiner Brust zog. Sobald wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden, spazierte ich mehrfals am Tag mit ihm durch unser Dorf und vergaß die Zeit. Immerhin gab es bis auf das regelmäßige Stillen und Kuscheln nichts, was mich auf die Uhr blicken ließ.
Zurück ins Büro und ab in die Elternteilzeit
Mittlerweile waren acht Wochen vergangen und ich freute mich schon tierisch auf meine Rückkehr ins Büro! Obwohl ich die intensive Kennenlernzeit mit unserem Großen in vollen Zügen genoss, wollte ich zurück. Ich bin einfach kein Mensch, der nur einer Sache nachgehen kann! Ich muss fünf Dinge gleichzeitig erledigen! Mittlerweile weiß ich, dass diese Eigenschaft ein Fluch und Segen zugleich ist!
Da ich mal wieder alles und bloß keine Entscheidung für eine einzige Sache treffen wollte, hatte ich mich für die Elternteilzeit entschieden und meine zuvor 30 Stunden auf 20 reduziert.
Eine neue Erfahrung: Der Spagat zwischen Beruf und Familie
Da ich nicht nur ein Bein am Schreibtisch behalten, sondern auch zugleich unseren Sohn auf nichts verzichten lassen wollte, stillte ich ihn bis zum 10. Monat voll. Er schließ nachts wie ein Stein. Somit konnte ich zweimal pro Nacht und einmal am frühen morgen die Milchpumpe anschmeißen und für ausreichend Muttermilch während meiner Zeit im Büro sorgen.
Während ich mich von nun an durch den Tag taktete und vom Büro zum Stillen sprintete, versorgte mein Mann unseren Sohnemann mit Milch und Kuscheleinheiten. Unser Großer nahm die Flasche an und machte keinen Aufstand, dass die Muttermilch nicht aus meiner Brust kam. Alles lief prima!
Das erste Kennenlerinen mit unserer Tagesmutter
Nach etwa fünf Monaten kümmerte sich mein Mann um die Eingewöhnung bei unserer Tagesmutter. Hierzu besuchte er sie zweimal pro Woche für jeweils ein bis zwei Stunden mit unserem Sohnemann. So lernten sich unser Zwerg und unsere Tagesmutter peu á peu kennen während ich meiner Ideenflut am Schreibtisch nachging.
Zurück auf See
Nach sechs Monaten endete die Elternzeit meines Mannes. Dieses Mal führte ihn sein Flieger nach Mexiko. Ab jetzt übernahm ich das Steuer und brachte unseren Sohn ab sofort täglich zu unserer Tagesmutter. Die behutsame Eingewöhnung war gelungen und unser Großer nahm auf Anhieb die Flasche. Darüber hinaus schlief er nach wie vor unheimlich gerne und schien gar nicht zu merken, dass ich nicht bei ihm war.
Während ich mich durch die Woche organisierte und meine To Dos im Büro abarbeitete, genoss unser Großer die ruhige und gemeinsame Zeit mit unserer Tagesmutter.
Ich merkte sehr schnell, dass Ulla ihrem Beruf als Tagesmutter mit voller Leidenschaft nachging und wie sehr sie die gemeinsame Zeit mit ihren Wichteln (An ihrer Haustür war ein Schild mit dem Wort „Wichtelstube“ zu finden) in vollen Zügen genoss. Verbrachte sie diese nicht mit einem gemütlichen Frühstück oder Mittagessen, einem gemeinsamen Spaziergang oder einer kleinen Bastel- und Malpause, besuchte sie andere Tagesmütter und deren Tageskinder.
Darüber hinaus fuhr sie jeden Montag zu einem Tagesmüttertreff und las ihnen aus zahlreichen, tollen Kinderbüchern vor. Mit diesen versorgte sie sich regelmäßig aus der Stadtbibliothek in Wilhelmshaven.
Kurz gesagt: Unsere Tagesmutter war schon jetzt ein unbezahlbarer Engel!
Das Essen bereitete sie gemeinsam mit ihren beiden Wichteln zu. Erst als unser Großer ein Jahr alt wurde, kam noch ein dritter Wichtel hinzu. Bis dahin fokussierte sich unser Zwerg auf das ältere Tageskind, welches mich sehr beeindruckte. Es war ein sehr pfiffiger, noch nicht ganz dreijähriger Junge. Er verfolgte die Geschichten sehr aufmerksam und bat Ulla noch während des Vorlesens darum, zurück zu blättern, da er selbst nachzählen wollte, was sie vorgelesen hatte.
Geimeinsame Zeit ist unbezahlbar!
In ihrer Wichtelstube gab es keinen Zeitdruck, keine To Dos und vor allem kein „Ich muss nur noch eben…„! Hier konnten ihre Wichtel einfach Kinder sein und stundenlang Schnecken im Garten suchen, Frösche entdecken, Gänseblümchen pflücken oder Schafe auf dem Deich beobachten. Ulla nahm sich die Zeit dafür, Ihnen all diese spannenden Entdeckungen zu ermöglichen.
Mittlerweile war unser Großer acht Monate alt und er schlief nach wie vor seeeeehr viel und sehr gerne! Daher konnte ich sowohl meiner Arbeit als Marketingassistentin als auch dem Haushalt und Garten ohne Probleme nachgehen. Auch ging ich weiterhin regelmäßig mit unserem Zwerg und unserer Ridgeback-Dame Nama spazieren. Darüber hinaus besuchte ich meine Oma regelmäßig im Pflegeheim und genoss es, wie sehr sie strahlte, wenn sie unseren Sohn in ihre Arme schloss.
Alles hatte sich perfekt eingespielt und die 20-Stunden-Stelle erschien mir die perfekte Wahl zu sein, um meinem Spagat zwischen Beruf und Familie gerecht zu werden. Kurz: Ich war überglücklich!
Zweite Schwangerschaft und neue Herausforderungen!
Nachdem sich alles perfekt eingespielt hatte und (wie meine Hebamme damals sagte) „wie geschnitten Brot“ lief, kündigte sich unser nächster Zwerg in meinem Bauch an. Zu diesem Zeitpunkt war unser Großer etwa eineinhalb Jahre alt. Mein Mann war gerade erst zur nächsten großen Fahrt aufgebrochen und erfuhr erneut telefonisch von den Neuigkeiten. Doch im Gegensatz zu meiner ersten, seeeehr ruhigen und unkomplizierten Schwangerschaft, stellte meine zweite Schwangerschaft mein Leben komplett auf den Kopf.
Das Leben ist nicht selbstverständlich!
Es fing damit an, dass unser Großer von heute auf morgen sehr, sehr schwer krank wurde. Dreieinhalb Wochen wusste kein Arzt einen Rat. Erst nach dem Wechsel vom ersten zum zweiten Krankenhaus, einem kurzen Aufenthalt auf der Kinderkrebsstation, einer Bauchspiegelung, einem anschließenden Besuch auf der Intensivstation und zahlreichen Blutentnahmen stellte sich heraus, dass ihn die Adenoviren (ein Magen-Darm-Virus) und ein weiterer Infekt erwischt hatten.
Während die Viren eine Woche zuvor beinahe einen Darmverschluss verursacht hatten, zeigte die Bauchspiegelung den Darm unseres Sohnes plötzlich hyperaktiv! Eine konkrete Erklärung gab es hierfür jedoch nicht. Erst als einige Tage später die lang ersehnten Ergebnisse des ersten Krankenhauses folgten, war klar, es waren die Adenoviren, die den Darm dermaßen durcheinander gebracht hatten. Zeitgleich hatte ein weiterer Infekt für eine Anämie (Blutarmut) gesorgt. Unser Sohn kam glücklicherweise gerade noch um fremdes Blut und eine Rückenmarkuntersuchung herum.
Ulla besuchte uns während dieser Zeit regelmäßig in der Kinderklinik und war für uns da als mein Mann auf See war und erkundigte sich immer wieder nach seinem Befinden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war sie mehr für uns als „nur“ eine ambitionierte Tagesmutter. Sie ist einfach ein unbezahlbarer Engel!
Genau aus diesem Grund war sie, neben meinem Mann, meinem Vater und meiner Oma die erste Person, der ich von meiner zweiten Schwangerschaft erzählte. Da meine Mutter leider schon sehr früh an einer Lungenembolie verstarb, konnte ich diesen Glücksmoment leider nicht mit ihr teilen. Mit unserer Tagesmutter an der Seite wusste ich jedoch, dass alles gut war! Ich fragte sie, ob sie auch unseren zweiten Zwerg in ihrer Wichtelstube betreuen würde, sie strahlte plötzlich bis über beide Ohren und freute sich sichtlich darauf.
Der Sprung vom ersten zum zweiten Kind
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sich mein Leben mit der zweiten Schwangerschaft komplett auf den Kopf stellte! Ich bin noch immer sehr froh, dass ich Ulla vier Jahre an meiner Seite hatte!
Nur wenige Monate nachdem unser Großer gerade wieder fit war, verlief meine zweite Schwangerschaft alles andere wie geplant. Anstatt mich in meine Ideenflut zu stürzen und meine Gestaltungsarbeiten im Büro fertigzustellen, lag ich im Bett. Ich hatte eine Blutung und absolute Bettruhe von meiner Frauenärztin verschrieben bekommen. Nur weiß jeder, der ein Kleinkind zu Hause hat, dass absolute Bettruhe schnell zu einer neuen Herausforderung werden kann.
Mein Mann war auf See und Ulla erfuhr von meiner Blutung. Sie machte sich Sorgen um unseren Bauchzwerg und um mich. Sie bot mir an, unseren Großen so lange bis in den Nachmittag hinein zu betreuen bis meine Blutung vorbei ist. Obwohl ich bei dem Gedanken Bauchschmerzen bekam, im Bett zu liegen, während unser Sohnemann Action haben möchte, war ich sichtlich erleichtert. So verbrachte ich acht Wochen im Bett während unsere Tagesmutter unseren Großen in aller Seelenruhe Schnecken sammeln ließ.
Hätte sie es mir nicht ermöglicht, dem Rat meiner Ärztin nachzugehen, hätte ich beim besten Willen nicht gewusst, wie ich die Bettruhe einhalten soll. Im schlimmsten Fall hätte ich sogar unseren kleinen Donnergott verloren. Nur dank ihr konnte ich mich in dieser Zeit auf unseren Bauchzwerg konzentrieren und die Blutung ließ nach.
Ich war einfach unbelehrbar!
Die restliche Schwangerschaft verlief glücklicherweise ohne Probleme und die Geburt rückte immer näher. Auch dieses Mal entschied ich mich für das Fortsetzen meiner Tätigkeit als Marketingassistentin im direkten Anschluss an den Mutterschutz. Wieder hatte mein Mann seine Fahrtzeit um ein paar Monate verlängert und wieder kümmerte er sich fünf Monate nach der Geburt unseres zweiten Sohnes um das Füttern, Kuscheln und Eingewöhnen bei unserer Tagesmutter.
Anstatt einfach mal Fünfe gerade sein zu lassen und mich auf EINE Sache zu konzentrieren, taktete ich mich von nun an durch unseren turbulenten Familienalltag. So stillte, wickelte, spazierte, spielte und putze ich im direkten Wechsel. Nebenbei kämpfte ich mich durch die Wäscheberge und versorgte unsere beiden Haustiere Ninja (Katze) und Nala (Ridgeback-Labrador-Hündin). Wieder wollte ich allen gerecht werden! Nur hatten sich die Karten mit der Geburt unseres zweiten Sohnes komplett neu gemischt. Während unser Großer nach wie vor sehr gerne und sehr viel schlief, hielt mich unser kleiner Donnergott ordentlich auf Trab. Hatte mir unser Großer nachts durchgeschlafen und mir die Möglichkeit zum Abpumpen gelassen, ließ unser kleines Milchmonster nichts von der Milch in meiner Brust für die Pumpe übrig. Keine Chance!
Milch aus der Tüte kam für mich nicht in Frage. Ich wollte unsere Jungs nicht vernachlässigen, nur weil ich unbedigt arbeiten wollte. Daher biss ich in den sauren Apfel, sprang über meinen Schatten und legte ab sofort eine tägliche Stillpause auf der Arbeit ein. Unser kleines Milchmonster brauchte immerhin Milch. Viel Milch!
Auch bei ihm war es keine große Herausforderung, ihn an die Flasche zu gewöhnen. Sowohl bei meinem Mann als auch bei unserer Tagesmutter nahm er die Flasche gleich auf Anhieb an. Wie auch bei unserem Großen nahm sich Ulla erneut die Zeit, um diese in Ruhe aufzuwäremen und ihm diese in ihren Armen zu geben.
Können wir jetzt endlich los????
Unser Großer merkte schnell, dass ich nun nicht mehr mal eben für ihn springen konnte. Plötzlich musste er einfach mal warten. Doch anstatt großartig rumzumaulen, wurde er mit seinen 2 1/3 Jahren überraschend selbstständig. Er wollte nicht warten. Ging es ihm mit dem Wickeln und Anziehen unseres Kleinen mal nicht schnell genug, verschwand er mit Windel um den Po in seinem Zimmer und kam komplett angezogen die Treppe herunter und sagte: „Können wir jetzt endlich los????„
Da unser zweiter Sohn ein Herbstkind ist, waren die Tage plötzlich sehr, sehr kurz und das merkten wir beide. Hier mal ein typischer Tag während der Stillzeit:
06:00 Uhr Wickeln, Stillen und mich tot stellen, um noch einen Augenblick im Bett liegen zu können. Manchmal hatte ich Glück und unser kleines Milchmonster ist wieder eingeschlafen.
07:00 Uhr aufstehen, mich anziehen, Futter und Wasser für Ninja und Nala, eine kurze Runde mit Nala (soweit das Babyphone reichte), Brot für unseren Großen schmieren, unseren Großen wecken, wickeln, anziehen, unseren Kleinen wecken, wickeln und anziehen, gemeinsames Zähneputzen… etc.
07:30 Uhr aufs E-Bike und die Jungs hinein in unseren Ritschie Fahrradanhänger von Weber
Zwischen 08:00 und 08.30 Uhr Ankunft bei unserer Tagesmutter
Zwischen 08:30 Uhr und 9:00 Uhr Ankunft im Büro. Ideenflut bis spätestens 13 Uhr und anschließend ab auf’s E-Bike.
13:15 Uhr Ankunft bei unserer Tagesmutter, Stillen, Anziehen und ab nach Hause
13:45 Wieder zu Hause, Nala raus und eine Runde mit dem E-Bike, unserer Ridgeback-Labrador-Dame und unseren Jungs im Schlepptau durchs Dorf. Anschließend Saugen; Wäsche organisieren oder einmal pro Woche Rasenmähen
14:15 bis 18 Uhr Spielen, Toben und Schnecken sammeln. Zwischendurch unsere Jungs im Wechsel wickeln, an- und ausziehen und zwischendrin ein paar Stillmahlzeiten für unser kleines Milchmonster.
18 Uhr Letzte Runde mit Nala. Dieses Mal mit unserem Großen samt Laufrad und unserem Kleinen in der Rückentrage im Gepäck.
18: 30 Uhr Abendbrot & Stillen
19:00 Uhr Zähneputzen, Wickeln, Stillen, Vorlesen und ab ins Bett
20 Uhr bis 21:30 Uhr Überall etwas Klarschiff machen und zumindest Grund reinbringen, Wäsche in den Trockner und schließlich ab ins Bett
21:30 Uhr bis 22:30 Uhr „Studieren von“ Mamikreisel, Ebay Kleinanzeigen, Amazon und diversen Outdoor-Foren und -Blogs
23:00 Uhr Stillen
01:00 Uhr Stillen
03:00 Uhr Stillen
05:00 Uhr Stillen
06:00 Uhr Stillen
Ein neuer Tag beginnt und mit ihm eine neue Runde Spagat zwischen Beruf und Famile 😉
Warum ich die Zeiten noch so genau im Kopf habe, fragt ihr euch? Ich habe sie mir damals notiert, da ich selbst nicht glauben konnte, wie häufig mich unser kleines Milchmonster aus dem Schlaf riss, weil er Huuuuuuunger! oder vielleicht auch einfach nur meine Nähe suchte. Dennoch genoss ich jeden Moment mit unserem Kleinen und stillte ihn bis zum achten Monat voll. Dank der Stillpause und der Ruhe und Geduld unserer Tagesmutter musste er nicht auf seine geliebte Muttermilch verzichten.
Auf diese Weise organisierte ich mich immer wieder neu durch den Tag und taktete diesen teilweise bin in jede Minute hinein – bewusst und unbewusst. Warum? Weil ich mich erneut für den Spagat zwischen Beuf und Familie entschieden hatte und für meine 20-Stunden-Stelle als Marketingassistentin brannte.
Während ich bei unserem Großen auf Anhieb einschätzen konnte, wann er die nächste Stillmahlzeit wünschte, überraschte mich unser kleines Milchmonster in jeder erdenklichen Situation mit Huuuuuuunger!
Dank unserer Tagesmutter bekamen unsere Jungs jedoch nur wenig von meiner Taktung mit. Kamen sie bei ihr an, wartete auch schon ein gemütliches Frühstück ohne Zeitdruck im Nacken auf sie. Anschließend machten sie einen gemütlichen Spaziergang zum Deich oder nahegelegenen Spielplatz oder bauten im Garten unserer Tagesmutter Sandkuchen und -burgen.
Kurz gesagt: Hier gab es nach wie vor kein „Ich muss nur noch eben…„
Dies hier war übrigens ebenfalls ein toller Moment, an den ich gerne zurück denke! Hier seht ihr mein erstes Muttertagsgeschenk, welches Ulla gemeinsam mit unserem Sohn gebastelt hat. Ich finde diese kleine Muttertag-Bastelidee sehr persönlich und schön. Unser Großer legt noch heute gerne seine Hand darauf und ist selbst fasziniert, wie klein seine Hand damals war.
Danke Ulla!
An dieser Stelle möchte ich unserer Tagesmutter Ulla noch einmal DANKE! sagen! Ich bin sehr froh, dass uns der Zufall damals zu ihr geführt hat! Sie ist und bleibt ein unbezahlbarer Engel!
Als wir zum ersten Mal auf unsere Tagesmutter trafen, war mir nicht bewusst, wie sehr jeder einzelne Moment unsere Zwerge insbesondere innerhalb der ersten drei Lebensjahre prägt. Mittlerweile sind unser Jungs beide im Kindergarten. Unser Kontakt steht nach wie vor. Unsere Jungs fragen tatsächlich regelmäßig nach ihr. Da wir uns nur ab und zu mal sehen, freuen sie sich umso mehr darüber, wenn sie Zeit hat. Denn dann nimmt sie sich noch immer alle Zeit der Welt nimmt, um mit ihnen gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen. Erst neulich waren wir bei ihr. Gemeinsam ließen wir die vergangenen Jahre Revue passieren und waren erstaunt, wie schnell die Zeit gerannt ist. War unser Großer gerade einmal knappe fünf Monate alt als er zum ersten mal in ihrem Arm lag, kommt erwartet ihn diesen Sommer sein nächstes Abenteuer: Die Schule.
Ideenflut will geteilt werden! Denn man tau!
Nun bin ich sehr gespannt auf eure Erfahrungen mit eurer Tagesmutter! Ich freue mich auf eure Kommentare und Nachrichten zu diesem Beitrag!
Tschüss und bis bald!
Eure Dorina
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